Geschichte der Geflügelzucht

Westfälische Totleger auf der Hühnerleiter einer Scheune, erbaut 1695; Westfälisches Freilichtmuseum Detmold, Foto: Rolf Siebrasse

Westfälische Totleger auf der Hühnerleiter einer Scheune, erbaut 1695; Westfälisches Freilichtmuseum Detmold, Foto: Rolf Siebrasse

Unser Haushuhn hat von allen Vögeln für den Menschen die größte Bedeutung erlangt. Heute ist es in zahlreichen Rassen über die ganze Welt verbreitet. Wir finden es in den armen Dörfern Afrikas wie in den entlegensten Eingeborenensiedlungen Südamerikas und Indonesiens. So war es nicht immer.

Der vorgeschichtliche Europäer kannte dieses Haustier so wenig wie die alten Ägypter, Inder und Araber.
Bei keinem dieser Völkerstämme treffen wir auf Spuren dieser Vögel, die sich – falls es sie gegeben hätte – sehr wohl bemerkbar gemacht hätten. Das .Alte Testament erwähnt sie an keiner Stelle; im Neuen Testament tritt der Hahn beispielsweise in Erscheinung, als Petrus den Herrn verleugnete. In der Geschichte dürfte die Gans dem Haushuhn den Boden streitig machen. Die vergleichende Sprachenkunde weist nach, daß schon die Arier, die man als eines der ältesten Stammvölker betrachtet, die Gans besessen haben. Das Tier war auch den alten Ägyptern schon früh bekannt, denn in den hieroglyphischen Darstellungen ist nicht selten die Hausgans gezeigt worden. In der frühen Periode dieser Bildwerke fehlt das Haushuhn noch. Die Taube war ebenfalls schon sehr früh ein von Menschen gehegter und genutzter Vogel. Bekanntlich ließ Noah, wie die Bibel überliefert, nach der Sintflut eine Taube ausfliegen, welche ihm den Ölzweig zurückbrachte. Weitere Forschungen haben ergeben, daß man im Orient schon in den ältesten Zeiten den hohen Wert der Haustauben als Bratgeflügel erkannte. Im Jahre 3200 v. Chr. wurden in Persien bei einem königlichen Gastmahl Taubenbraten serviert.

Vom Perlhuhn berichtet eine altgriechische Sage, daß Latona nach dem Tod Meleagers dessen untröstlichen Schwestern in Vögel verwandelt habe. Unzählige Tränentropfen zieren das Gefieder der Tiere.

Die Tierwelt auf dem Bauernhof, Lithographie um 1830 (Museum für Dt. Volkskunde, Berlin)

Die Tierwelt auf dem Bauernhof, Lithographie um 1830 (Museum für Dt. Volkskunde, Berlin)

Das Perlhuhn muß also auch schon sehr früh aus seinem Heimatland Afrika nach Griechenland gekommen sein. Dasselbe gilt für den Pfau, da sich auf sehr alten griechischen Münzen das Bildnis der Göttin Juno mit dem von ihr geheiligten Pfau befindet.
Nur von der Ente finden sich keine Angaben, die den Schluß zuließen, daß auch sie zu den ältesten ausgeflügelarten gehört haben könnte. Das jüngste Mitglied unseres Hausgeflügels ist das Truthuhn, welches erst nach der Entdeckung Amerikas aus diesem Erdteil, seiner Heimat, nach Europa gebracht worden ist.

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