Geflügelzucht in Bielefeld

Weltweite Kontakte, vorbildliche Öffentlichkeitsarbeit und herausragende züchterische Leistungen sind Markenzeichen Bielefelder Rassegeflügelzüchter. All das fand seine Würdigung anlässlich der Jubiläumsfeier zum 100-jährigen Bestehen des Stadtverbandes am 13. April 2002. Rund 320 geladene Gäste erlebten eine niveauvolle Festveranstaltung in der Stadthalle.
Der Einladung des Gastgebers Wilfried Detering, seit 1975 Vorsitzender des Stadtverbands Bielefeld, folgten auch Gabriele Behler, Ministerin für Schule, Wissenschaft und Forschung in NRW; die Bürgermeister und MdB Detlef Helling und Dr. Rainer Wend, BDRG-Präsident Edwin Vef; Horst Althoff, Präsident des Verbands Deutscher Brieftaubenzüchter; Karl Stratmann, Vorsitzender des Verbands der Zwerghuhnzüchter-Vereine; Ulrich Werner, Vorsitzender des LV Westfalen-Lippe; Festredner Prof. Dr. Hans-Joachim Schule; Frank Endmann, Vorsitzender des LV Sachsen, und 37 Mitglieder des KV Dresden, mit dem der Stadtverband Bielefeld eine Städtepartnerschaft pflegt.

Prominente Ehrengäste (v.l.): Gabriele Behler, Ministerin für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW; Edwin Vef, BDRG-Präsident; Gastgeber Wilfried Detering; Prof.Dr. Hans-Joachim Schille; Bürgermeister und MdB Dr. Rainer Wend und Detlef Helling

Prominente Ehrengäste (v.l.): Gabriele Behler, Ministerin für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW; Edwin Vef, BDRG-Präsident; Gastgeber Wilfried Detering; Prof.Dr. Hans-Joachim Schille; Bürgermeister und MdB Dr. Rainer Wend und Detlef Helling

Mit dem Cochin-Fieber fing alles an

Rassegeflügelzucht in Bielefeld ist älter als 100 Jahre“, erklärte Wilfried Detering. Bereits 1854 ersteigerten der Kaufmann Hermann August Delius und der Fabrikant August Oertmann gelbe Cochin. Bielefeld entwickelte sich zu einer Hochburg dieser Rasse aus Südostasien. 1861 wurde der Verein für Geflügelzucht und Tierschutz zu Bielefeld gegründet. Der Bielefelder Verein, die Vereine Brackwede von 1884, Brackwede-Brock, Gadderbaum und Schildesche gründeten 1902 den Kreisverband (heute Stadtverband) Bielefeld. Die erste große Kreisschau folgte am 18. und 19. Oktober 1902 in Brackwede-Brock.
Pünktlich zum 100-jährigen Bestehen des Stadtverbands erschien die Chronik „Bielefelder Rassegeflügelzucht in Geschichte und Gegenwart“. Der Autor Wilfried Detering hat darin alle historischen Ereignisse zusammengetragen, illustriert mit Urkunden und Fotos aus der Gründerzeit. Dieses Werk unterstreicht einmal mehr die herausragenden fachschriftstellerischen Fähigkeiten von Wilfried Detering.

Gabriele Behler, Ministerin für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW

Gabriele Behler, Ministerin für Schule, Wissenschaft und Forschung NRW

Botschafter für Bielefeld

Seit 1975 pflegt der Stadtverband Bielefeld Kontakte zum Pool Poultry Club in Cornwall. Freundschaften zu Züchtern in der ehemaligen DDR gab es schon lange vor dem Mauerfall. 1996 konnte eine offizielle Partnerschaft mit dem KV Dresden gegründet werden. Daneben werden Beziehungen zu Ländern in der Dritten Welt und auf dem Balkan unterhalten. Hilfe zur Selbsthilfe leisteten dabei Bielefelder Zuchttiere und Bruteier in Tansania, Brasilien, Chile und Bosnien. Auch Brutmaschinen und Muster-Hühnerställe wurden mit auf die Reise geschickt. In Anerkennung dieses Engagements wandte sich Bürgermeister und MdB Dr. Rainer Wend an Wilfried Detering mit der Bitte: „Machen Sie weiter so. Bleiben Sie Botschafter für Bielefeld!“
Auch Ministerin Gabriele Behler würdigte die Entwicklungshilfe durch Bielefelder Rassegeflügelzüchter. In unserer Gesellschaft herrsche aber auch ein Mangel im Hinblick auf die Verbindung zur Natur und zum Tier. Hier leiste der Stadtverband wertvolle Arbeit, die auch gleichgesinnte Menschen zusammenführt und gesellschaftliche Bindungen entstehen lässt. „Das ist soziales Kapital“, so die Ministerin, „nicht nur für die Menschen, die sich der Geflügelzucht widmen, sondern auch für unsere ganze Stadt.“

Rahmenprogramm: Susanna Panzner

Rahmenprogramm: Susanna Panzner

Gemeinschaft von Züchtern und anderen Bürgern

Festredner Prof. Dr. Hans-Joachim Schule aus Radebeul (KV Dresden) thematisierte die sozialen Werte der Rassegeflügelzucht und bezeichnete die Vereine als soziale Inseln, die ihren Mitgliedern Gemeinschaftsgefühl, Erfahrungen, Besinnung und Geborgenheit, Hoffnungen, Freude über Erfolge aller und Einzelner und vieles mehr vermitteln. Noch wichtiger sei das Zusammenführen von Züchtern und nicht züchtenden Bürgern. Prof. Schule weiter: „Das Wirken des Bielefelder Stadtverbandes in Sachen Ö;ffentlichkeitsarbeit von Ausstellungen in Kaufhäusern, der Westfalen- und den Vereinsschauen über Arbeit für Altenheime und den Strafvollzug bis zu regelmäßigen Zeitungsbeiträgen ist ein nachahmenswertes Beispiel für andere Regionen in Deutschland.“
Prof. Schille nutzte die Gelegenheit, um auf die aktuelle Diskussion im Tierschutz einzugehen: „Ein friedfertiges und freudvolles Hobby wird in einer sich pluralistisch nennenden Gesellschaft von in der Sache halbgebildeten Fundamentalisten, die Unterstützung bei politischen Parteien finden, neuerdings so bedroht, dass Züchter Angst haben müssen, wenn ihr Hahn kräht, ihre Taube gurrt, ihre Ente schnattert, ihr Puter balzt oder sie eine Rasse züchten, die von jenen selbsternannten regelungswütigen Tierschützern mit dem unzutreffenden Terminus Qualzucht belegt wird, ohne dass es dafür hinreichende wissenschaftliche Beweise gibt. Kein Rassegeflügelzüchter quält seine Tiere!“
Der Festredner übte aber auch leise Selbstkritik und sagte in Bezug auf das Rassegeflügel: „Die Gefahr von Ü;bertypisierungen verstärkt sich, wenn das Nonplusultra – bis hierher und nicht weiter – nicht definiert und eingehalten wird. Einige Rassen stehen deswegen in der Kritik von außen. Es kommt darauf an neue Übertypisierungen zu vermeiden zur Zeiteinzuräumen, durchaus bestehende zu korrigieren. Das gelingt nur, wenn die Balance zwischen Hingabe an Rasseideale und Kontrolle bewältigt wird, wenn Geschlechtsunterschiede nicht mühsam gesucht werden müssen, das vernünftige, biologisch definierte Maß und die Ganzheit des Tieres beim Bewerten im Blick bleiben. Auch Rassegeflügel als Mitgeschöpf darf nicht egoistisch gebraucht werden, egal zu welchem Zweck.“

Rahmenprogramm

Rahmenprogramm

Europamedaille für Wilfried Detering

BDRG-Präsident Edwin Vef würdigte Wilfried Deterings internationales Wirken mit der Verleihung der Europamedaille. Horst Althoff nannte als gemeinsames Ziel der Brieftauben- und Rassegeflügelzüchter „unser Hobby vor übereifrigen Politikern zu schützen“. LV-Vorsitzender Ulrich Werner lobte insbesondere die züchterischen Leistungen Bielefelder Rassegeflügelzüchter und erinnerte an die Anerkennung des Bielefelder Kennhuhns 1975.
Der Stadtverband Bielefeld ist traditionsbewusst und modern, ein voll anerkannter, gemeinnütziger Teil der Gesellschaft. Das sind die Früchte jahrzehntelanger, erfolgreicher Öffentlichkeitsarbeit und züchterischer Meisterleistungen. Ein herzliches Dankeschön an Wilfried Detering für sein professionelles Wirken für die Rassegeflügelzucht!

 

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