Geflügelzucht in Bielefeld

1878 – Wunsch nach Standard

Vom Leipziger Geflügelzüchterverein erfolgte ein Aufruf zur Festlegung des Bewertungs-Standards der verschiedenen Tauben- und Hühnerrassen und zur Schaffung eines deutschen Musterbuches für Rassegeflügel. Das Drechsler`sche Werk bezog sich ja nur auf Hühner und war außerdem kein von allen Züchtern beschlossenes Standardwerk. Es war aus lokaler Ebene heraus entstanden und enthielt auch nur den genaueren Standard von einigen wenigen Rassen. Im Oktober/November des gleichen Jahres wurde der erste Kongreß deutscher Rassegeflügelzüchter in Leipzig, der jahrzehntelangen Hochburg der Geflügelzüchter abgehalten. 1879 erscheint die erste Ausgabe der Geflügelbörse.

Ostfriesische Möven, silber, um 1880; von J. Bungartz; Archiv Detering

Ostfriesische Möven, silber, um 1880; von J. Bungartz; Archiv Detering

1881 – 1891 – Verbandsgründungen

In der Zeit vom 05. – 08. März 1881 führte die Gesellschaft Fauna, Elberfeld, in Elberfeld eine internationale Mustergeflügel-Ausstellung durch. Während dieser Zeit beschloß man die Gründung eines allgemeinen deutschen Geflügelzuchtvereins, dem sie ein Jahr später in Braunschweig den Namen „Club Deutsch-Österreichisch-Ungarischer Geflügelzüchter“ gaben. Kommerzienrat du Roi wurde der erste Präsident dieser als Dachverband gedachten Vereinigung und blieb es über ein Vierteljahrhundert.

Meisterhafte Darstellung durch Frank Ludlow

Meisterhafte Darstellung durch Frank Ludlow

Dem Club konnten sowohl Einzelpersonen als auch Vereine beitreten. Er hatte jedoch nicht die Kraft, alle deutschen Züchter in sich zu vereinigen. Deshalb setzte sich der Club mit den damals in Deutschland führenden Vereinen Leipzig, Hannover und Berlin zusammen und initiierte am 0.05.1891 auf dem Deutschen Geflügelzüchtertag in Berlin, auf Antrag des Vereins Cypria, Berlin, den „Allgemeinen Verband Deutscher Geflügelzüchter- Vereine“. Er vereinigte Wirtschafts- und Rassegeflügelzüchter in sich und heißt heute „Bund deutscher Rassegeflügelzüchter“. Bei dieser Gründungsversammlung waren 56 Delegierte für 246 Vereine anwesend, unter ihnen auch Dr. Burchard Blancke aus Herford, als Vertreter des Verbandes der Minden-Ravensbergischen Geflügelzuchtvereine, dem auch der Geflügelzuchtverein Brackwede von 1884 derzeit angehörte. Bei den ersten Vorstandswahlen um 1893 wurde Hugo du Roi zum ersten Präsidenten des Bundes deutscher Rassegeflügelzüchter gewählt, dem er bis zu seinem Tode im Jahre 1911 vorstand.
Durch Herrn Wichmann, Hamburg, Delegierter des Clubs Deutsch-Österreichisch-Ungarischer Geflügelzüchter war auch Bielefeld auf der Gründungsversammlung des Bundes vertreten, denn der Bielefelder Verein für Geflügelzucht und Tierschutz war vermutlich Mitglied dieses Clubs, weil er 1890 dessen Wanderausstellung ausrichten wollte. Zumindest war es nachweislich sein erster Vorsitzender Herr August Oertmann. Auf dieser Gründungsversammlung wurde ein verbindliches Merkbuch (Standard) für ganz Deutschland gefordert.

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