In den folgenden Jahren machte die Industrialisierung in Bielefeld weitere Fortschritte. Dürkopp fand einen Geldgeber und baute seine Nähmaschinenfabrik auf, Baer und Koch taten sich zusammen und gründeten die Kochs-Adler Nähmaschinenwerke. Nikolaus Dürkopp entdeckte, daß seine Nähmaschinenmechaniker auch Fortbewegungsmaschinen bauen könnten und nahm das Fahrrad in seine Produktion auf. Die Bewohner von Innen-Stadtbereichen erhielten neue Wohnungen in den Vororten. Die verlassenen alten Stadtteile entwickelten sich zur Industrie- und Geschäftsstadt. Der Bielefelder Geflügelverein bekam diese Entwicklung zu spüren. Seine Mitglieder zogen in die Vororte, besuchten seltener die Vereinsabende. Allmählich konstituierten sich dort neue Vereine. Zunächst vereinzelt, später gab es fast in jedem Vorort einen neuen Verein.
1885 gab sich der Verein einen neuen Namen: „Verein für Geflügelzucht und Tierschutz“. Auf dem Gebiet der Großgeflügelzucht waren die führenden Männer des Bielefelder Vereins bemüht, immer neue Rassen aus Deutschland und aus dem Ausland nach Bielefeld zu holen. Julius Völschau, Hamburg brachte auf einem Dampfschiff die eisten mongolischen Hühner, später nach ihrem Entdecker Croad Langschan genannt, aus der Mandschurei nach Europa. Der junge Redakteur Alfred Kaeller aus Bielefeld bekam damals, um 1880, die ersten Tiere dieses bemerkenswerten Imports. Der Zuchtverein veranstaltete bei seinen Ausstellungen auf dem Johannesberg jedesmal auch eine gewerbliche und landwirtschaftliche Ausstellung. Der Katalog zum Preis von 5 Pfennig wurde regelmäßig von der Firma I. D. Küster Nachfolger in Bielefeld gedruckt. Zu den erfolgreichsten Ausstellern im Jahre 1887 zählten die Züchter Alfred Kaeller, Heinrich Froböse und Landrat von Ditfurth mit seinen pommerschen Gänsen und weißen Truthühnern, G. Behrens, M. Hengstenberg und R. Crüwell zeigten ihre Hühner Paduaner in verschiedenen Farben.
Vom 21. bis 23.06.1890 richtete der Verein für Geflügelzucht und Tierschutz die zweite Verbandsausstellung für den Regierungsbezirk Minden aus.
Am 19.01.1891 verloren die deutschen Rassegeflügelzüchter einen seiner größten Förderer. Im Alter von 55 Jahren starb August Gertmann. Er war Vorsitzender des Bielefelder Vereins, Ehrenvorsitzender, Mitglied des Bundes und des Görlitzer Vereins, Vorsitzender des Stadtverordnetenkollegiums und Gründer der Leinenweberei und Wäschefabrik Oertmann und Baumhöfner. Alfred Kaeller übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden. Die Mitgliederzahl betrug am 10.01.1891 134. Die Vereinsausstellungen wurden mit über 600 Tieren beschickt. Verstärkt gab man auch Bruteier in ganz Deutschland ab, 414 Stück im Jahre 1890. Die alten westfälischen Geflügelrassen wurden von dem Verein ganz besonders gefördert.
Der Zuchtverein setzte sich auch beherzt für den Tierschutz ein. Zur Bekämpfung von Greifvögeln, damals auch Raubvögel genannt, kaufte er eine Falle. Jeder Bürger, der beim Geflügelzuchtverein einen Greifvögel, das Gelege oder ja ein Jungtier ablieferte, erhielt eine Prämie von 20.16 Mark. Polizeibeamte, die sich besonders für den Tierschutz einsetzten, erhielten ebenfalls eine Prämie der Geflügelzüchter. Im Winter sorgte der Verein überdies für die Versorgung hungernder Wildtiere.
Allmählich verlor Bielefeld seine hervorragende Bedeutung auf dem Gebiet der Rassegeflügelzucht. Das Hobby hatte sich innerhalb Deutschlands an zahlreichen Orten mit einem derartigen Tempo ausgedehnt, wie es wenige Jahre zuvor wohl niemand zu hoffen gewagt hätte. Im Jahre 1896, am 29.01. nahm die Bielefelder Vereinigung während einer Versammlung 113 neue Mitglieder auf. Eine Fülle von Fachbüchern erschien auf dem Markt, mit guten Bildern ausgestattet. Die Zahl der Fachblätter stieg, ihr Inhalt machte ebenfalls Fortschritte. Dem Verein blieb die Aufgabe, auf das Erscheinen neuer Werke hinzuweisen oder ihre Anschaffung für die Vereinsbibliothek zu beantragen. Später gab es in Bielefeld eine eigene Geflügelzeitung, herausgegeben vom Verlag Julius Opitz in Bielefeld. Trotz dieser reichen Fortbildungsmöglichkeiten veranstaltete der Verein laufend Vortragsabende und Vorführungen von Rassetieren, um auch jüngeren Mitgliedern Belehrung und Anregung zu geben.
Sehr erfolgreich waren die Ausstellungen. Im Jahre 1900 gab es eine große Ausstellung unter Leitung des Bielefelder Vorsitzenden Alfred Kaeller mit dem Gadderbaumer Verein in Brinkhoffs Turnhalle. Diese Ausstellung war von 3.000 zahlenden Interessenten besucht.
1902 am 21.05. fand bei Amedick am Nebenswall eine wichtige Monatsversammlung mit Ausarbeitung der Kreisverbandsatzungen. „Am 17.10.1902, im Jahre des Rathausbaues, gründeten die Vereine Geflügelzucht und Tierschutz zu Bielefeld, Brackwede von 1884, Brackwede-Brock, Gadderbaum und Schildesche den „Kreisverband Bielefeld“. Neuer Vorsitzender im Verein wurde H. Sauerland.“